Ich kann von Tteokbokki nicht genug bekommen. Die Konsistenz der koreanischen Reiskuchen ist sehr zäh und klebrig. Ich habe mir sogar extra wegen der Reiskuchen einen koreanischen Bestseller-Roman gekauft. Glaub mir, danach willst Du Tteokbokki auch unbedingt einmal selbst probieren.

Hast Du schon mal versucht, Tteokbokki zu essen, während Du gleichzeitig versuchst, elegant und vornehm  dabei auszusehen? Lass mich Dir sagen, es ist eine echte Herausforderung. Die klebrigen Reiskuchen, die aus Korea kommen, haben einen geheimen Plan, Deine Gabel zum Tanzen zu bringen, während die würzige Soße nur darauf wartet, einen farbenfrohen Fleck auf Deinem schönen weißen Hemd zu hinterlassen. Aber hey, wer braucht schon Perfektion, wenn man stattdessen einen Mund voller Tteokbokki haben kann?

Tteokbokki mit Nudeln und Gemüse. Foto: Pixabay

Ich habe Tteokbokki das erste Mal gegessen, als ich 2017 in Seoul war. Wir hatten unsere Unterkunft in dem beliebten Viertel Hongdae, das für seine Live-Musik und Straßenkunst bekannt ist. Besucher können an fast jeder Ecke talentierten Musikern, Tänzern, Akrobaten und andere Künstlern bei ihren Auftritten zuschauen. Dort gibt es auch viele koreanische Restaurants mit leckeren Gerichten. Wir bestellten damals eine Art Eintopf. In der Mitte befand sich ein großes Fleischpflanzerl, das üppig mit Käse bedeckt war. Drumherum köchelten die Tteokbokki in einer süß-scharfen Sauce vor sich hin.

Es wird angenommen, dass Tteokbokki während der Joseon-Dynastie im 19. Jahrhundert entstand, es war ein königliches Gericht und wurde am königlichen Hof zubereitet. Damals wurde es „Gungjung Tteokbokki“ genannt, was so viel bedeutet wie „königlicher Reisnudelbraten“. Es wurde für besondere Anlässe oder königliche Bankette zubereitet. Im Laufe der Zeit verbreitete sich Tteokbokki von den königlichen Palästen auf die Straßen Koreas. Es entwickelte sich zu einem beliebten Streetfood-Gericht, das in kleinen Garküchen und auf Märkten verkauft wurde.

Ich kann nicht genug von Tteokbokki bekommen. In Asien bekommt man deutlich mehr Varianten, ich mag besonders die käselästigen Tteokbokki. Und wenn man wie ich so verrückt nach diesen klebrigen Reiskuchen ist, lag es natürlich nahe, mir den koreanischen Bestseller zuzulegen: „Ich will sterben, aber Tteokbokki essen will ich auch.“ Der Titel hat mich in erster Linie deswegen überzeugt, weil dort das Wort Tteokbokki steht. Das ist für manche vermutlich kein Kaufkriterium, aber hey, wir reden hier von Tteokbokki!

Um was geht es in dem Roman? Die Protagonistin ist die Autorin Baek Sehee. Sie arbeitet als Social-Media-Direktorin in einem Verlag. In der Zeit fängt sie an, einen Psychiater aufzusuchen. Sie fühlt sich anhaltend niedergeschlagen, ängstlich, hat endlose Selbstzweifel, ist aber auch sehr voreingenommen gegenüber anderen. Sie verbirgt ihre Gefühle auf der Arbeit und vor Freunden. Sie ist geübt darin, Ruhe und Leichtigkeit auszustrahlen. Das ist allerdings so anstrengend und überwältigend für sie, dass es sie davon abhält, tiefe Beziehungen aufzubauen. 

Aber wenn sie sich so hoffnungslos fühlt, warum hat sie dann immer noch Lust auf ihr Lieblingsstraßenessen, den scharfen, würzigen Reiskuchen Tteokbokki? Ist das Leben einfach so? Baek zeichnet ihre Dialoge mit ihrem Psychiater über einen Zeitraum von zwölf Wochen auf und beginnt, ihre schädlichen Verhaltensweisen zu entwirren, die sie in einem Kreislauf des Selbstmissbrauchs festhalten. 

Dieses Buch ist für koreanische Verhältnisse insoweit ungewöhnlich und war deswegen wahrscheinlich auch so erfolgreich, weil psychische Krankheiten selten so offen thematisiert werden wie von der Autorin Baek Sehee. Dabei sagt sie keineswegs, dass Tteokbokki eine seelische Krankheit heilen können. Aber die Seele wärmen können sie für kurze Zeit schon.

Meine große Liebe für Tteokbokki

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