Mit 29 Jahren hat die Illustratorin Alissa Levy schon eine steile Karriere hingelegt. Ihr erstes Self Care-Buch heißt „Chips im Bett und Yoga im Park“. Im Interview spricht sie über schwierige Anfänge, berühmte Kunden und was ein zufriedenes Leben ausmacht.

Der Titel deines ersten Buches heißt “Chips im Bett und Yoga im Park. Self Care ganz entspannt”. Ich habe mir das Buch wegen des Titels gekauft, vor allem weil ich Chips im Bett selber gerne esse. Wie kamst du auf den Titel?

Alissa Levy: (Lacht) mein Buch ist wie ein Alphabet aufgebaut: Von A wie “Ausmisten” oder C wie “Chips im Bett” oder Y wie “Yoga im Park”. Den Titel habe ich mit dem Verlag zuerst besprochen. Der Vorschlag des jetzigen Titels kam von mir, mein Verlag wollte ursprünglich einen anderen Titel.

Was war deren Vorschlag für den Buchtitel?

Alissa: Es ging in die Richtung “Gönn dir mal was Schönes”, “Mehr Zeit für dich”. Meiner Meinung nach hat das aber nicht zum Inhalt des Buches gepasst. Ich fand die Vorschläge irgendwie langweilig und habe mich letztendlich durchgesetzt (lacht).

Dein Buch ist alles andere als ein Selbstoptimierung-Buch. Was willst du mit ihm erreichen?

Alissa: Ich finde es wichtig, dass man sich nicht so ernst nimmt. Die freie Zeit, die man hat, sollte man leicht nehmen und sich nicht noch mit einem Programm vollstopfen. Es geht darum, dass man macht, worauf man Lust hat.

Was nervt dich an der Selbstoptimierung?

Alissa: Ich mag es nicht, wenn man To-do-Listen abarbeitet. Das führt auch nicht zur Entspannung. Wenn ich zum Beispiel keine Lust auf Sport habe, dann lasse ich es einfach.

Selbstporträt der Illustratorin und Katzenliebhaberin Alissa Levy.

Selbstoptimierung wird oft zelebriert, besonders in den sozialen Medien. Fällst du dem auch manchmal zum Opfer?

Alissa: Das ist nicht immer einfach. Ich habe auf meinem Instagram-Kanal @levysfriends eine relativ große Zahl an Followern. Da überlegt man sich natürlich, was man für einen Content bringt. Es ist aber immer gut, wenn man authentisch rüberkommt. Wenn ich in Jogginghose auf der Couch sitze, bekomme ich ganz viele Nachrichten, die lauten: “So geht es mir auch gerade.” Leute wollen sich mit jemandem identifizieren können.

Du gibst in deinem Buch viele Anleitungen, zum Beispiel wie man am besten einen Faulenztag einlegt oder die besten Sätze, um Nein zu sagen. Es geht darum, es sich schön zu machen. Du hast das alles selbst ausprobiert, wie leicht oder schwer war es? 

Alissa: Die Anleitungen, die ich gebe, sind alle machbar. Mal das Handy weglegen oder sich was Schönes kochen, bekommt jeder hin. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, muss auch ich mich manchmal daran erinnern, dass es jetzt vielleicht besser ist, wenn ich an die frische Luft gehe und eine Runde drehe. Sobald man den ersten Schritt macht, geht es.

Was macht für dich ein zufriedenes Leben aus?

Alissa: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man nicht immer auf Sinnsuche geht und sich fragt, wofür man etwas macht. Man sollte im Moment leben und das Leben so nehmen, wie es kommt.

Du bist hauptberuflich Illustratorin. Wie kam es zu deinem ersten Buch?

Alissa: Der Verlag hatte mich über Instagram kontaktiert, weil sie eine Illustratorin für ein solches Buch suchten. Und schließlich wurde ich gefragt, ob ich das nicht auch gerne schreiben möchte. Das war ein schönes Experiment (lacht). Nach kurzem Überlegen habe ich mir das zugetraut und es in einem Jahr durchgezogen. Das war schon ein großes Projekt für mich. Die Illustrationen sind auch alle von mir. Da ich für Instagram drei Illustrationen pro Woche zeichne, war ich in dieser Hinsicht schon im Produziermodus. Allerdings habe ich die Mitmachseiten alle mit der Hand geschrieben. Das hat noch einmal sehr viel Zeit in Anspruch genommen.

Gucci oder die Lifestyle-Website Goop sind Kunden von Alissa Levy

Wie kamst du mit dem Schreiben klar?

Alissa: Am Anfang war mir noch nicht ganz klar, wie ich es angehen soll. Ich fing dann einfach an. Als ich es mir durchgelesen hatte, fand ich es irgendwie total langweilig. Ich habe mich danach von der Vorstellung befreit, wie es sein soll. Ich schrieb einfach drauf los. Das gab mir eine große Freiheit, weil es mir auf einmal ganz leicht fiel. Dadurch wurde es auch witziger und lakonischer. Meine Lektorin hat danach nichts vom Inhalt verändert, nur ein wenig in der Rechtschreibung und beim Satzbau.

Du hast es schon erwähnt, die wunderbaren Illustrationen stammen von dir. Wie hast du die gezeichnet?

Alissa: Die Illustrationen sind alle digital gezeichnet. Ich habe sie mit einem Ipad Pro mit der Procreate-App gezeichnet.

Eine der vielen schönen Illustrationen von Alissa Levy aus ihrem Buch „Chips im Bett und Yoga im Park“. Weitere sind auf ihrem Instagram-Account @levysfriends

Du hast bislang mit sehr renommierten Kunden gearbeitet, mit Gucci oder auch der Lifestyle-Website Goop der amerikanischen Schauspielerin Gwyneth Paltrow. Kommen die einfach auf dich zu oder wie läuft das?

Alissa: Da bin ich heute wirklich privilegiert. Früher musste man Klinken putzen gehen und ein Portfolio senden. Heute kontaktieren einen die Firmen meistens per Mail. Viele suchen auch ganz gezielt nach jungen Talenten.

Als du einen Auftrag für die Lifestyle-Website Goop von Gwyneth Paltrow bekommen hast, hat sie sich persönlich bei dir gemeldet?

Alissa: Nein, das sind immer die Art Direktoren, die für das Konzept verantwortlich sind. Sie kommen mit Wünschen auf einen zu. Mit Goop ist mir auch etwas ganz Lustiges passiert: Ich hatte für sie eine Yogadame illustriert: Sie war nackt, auf dem Hinterteil hatte sie einen Blumentopf mit einer Pflanze. Nur der Blumentopf sah für viele aus wie ein Stück Karotte, so dass viele kommentierten: “Warum hat sie eine Karotte im Hintern?” Im Nachhinein muss ich sagen, dass man diese Interpretation durchaus teilen kann (lacht). Natürlich hätte ich mich danach ganz lange darüber aufregen können, aber das muss man mit Humor sehen.

Alissa Levy wanderte mit ihrer Familie von der Ukraine nach Deutschland aus

Du bist mit 29 Jahren schon sehr erfolgreich als Illustratorin. Woher kommt dein Talent für das Zeichnen?

Alissa: Jeder Künstler oder jede Künstlerin wird jetzt antworten, dass man schon als Kind gemalt hat, aber bei mir war es wirklich so (lacht). Es war sicherlich auch ein Beschäftigungsprogramm meiner Eltern. Sie haben mir mit zwei, drei Jahren Blatt und Stift gegeben und ich habe einfach angefangen zu malen. Das ist bis heute so geblieben. Nach der Schule studierte ich Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration.

War es für dich ein logischer Schritt in die Selbständigkeit zu gehen? 

Alissa: Es war eher Zufall. Weil mein BAfög gestrichen wurde, habe ich nebenbei einen Shop bei Etsy aufgemacht und dort von mir gezeichnete Porträts verkauft. Anfangs lief es gar nicht. Ich habe bestimmt ein Jahr gebraucht, bis ich damit Geld verdient habe. Als ich anfing auf Instagram zu posten, kamen auch die größeren Aufträge.

Du bist in der Ukraine geboren und mit sechs Jahren mit deiner Familie nach Deutschland gekommen. Hast du noch Beziehungen dorthin?

Alissa: Wir sind als jüdische Kontingentflüchtlinge 1998 ausgewandert. Ich war das letzte Mal mit 13 Jahren in der Ukraine. Ich habe keine Familie mehr dort, alle meine Verwandten leben in Deutschland. Ich besitze auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Ist etwas typisch ukrainisch an dir?

Alissa: Ich bin mir nicht sicher, ich habe eine Vorliebe für das ukrainische Essen. Bei uns gibt es zum Beispiel Borschtsch, das ist eine Rote-Beete-Suppe mit viel Gemüse. Ich esse auch gerne Pelmeni. Das sind Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen.

Was hast du noch für Ziele?

Alissa: Ich würde gerne noch mehr Bücher schreiben. Ich bin eher an Ratgebern interessiert, weniger an Romanen. Aber vielleicht wird sich meine Meinung dahingehend noch ändern, wir werden sehen.

Alissa Levys Website und Shop: https://alissalevy.net

Alissa Levys Instagram-Account: @levysfriends

Alissa Levys Etsy-Shop: LevysFriends

Interview mit Alissa Levy – von der Illustratorin zur Schriftstellerin

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